Dieter Kraml, Tierlehrer, wollte Bruno retten. Seine Braunbären fressen ihm nicht nur aus der Hand, sondern fahren gern auch im Jeep mit ihm spazieren.
Neun große putzmuntere Bären hat er schon, und mehr sollen es auch nicht werden. Aber den Bruno, den hätte Tierlehrer Dieter Kraml (58) aus Alfeld trotzdem gern noch „adoptiert“.
„Ich wollte ihn retten, aber man hat mich nicht gelassen.“ Sein Angebot, Bruno mit Hilfe seiner Bärin Nora aus der Deckung zu locken, war bei den Tiroler Behörden auf Interesse gestoßen, aber die Bayern hatten es abgelehnt. Das Argument, dass Bruno zu jung gewesen sei, um sich für eine Bärin in der Brunft zu interessieren, läßt Kraml nicht gelten. „Hätte Bruno sie gewittert, hätte er auch Kontakt aufgenommen“, sagt er überzeugt.
Seit 1968 Kraml mit seinen Bären im Filmgeschäft tätig. Richtig los ging es 1971 mit dem Film „Macbeth“ von Roman Polanski. Es folgten internationale Werbespots, Auftritte mit Jean-Paul Belmondo und Hannelore Elsner und Rudi Carrell, Fernsehserien wie „Forsthaus Falkenau“ bis hin zur Bärenhauptrolle in Jean-Jacques Annauds Kino-Epos „Der Bär“. Im jüngsten Werk glänzt Braunbärin Nora an der Seite von Jürgen Prochnow als Klavier spielender U-Boot-Offizier.
Die bis zu 2 Meter 35 großen und 350 Kilo schweren zotteligen Giganten seien tatsächlich auch wahre „Kuscheltiere“. "Sie wollen schmusen, beschäftigt werden, freuen sich über jedes neue Spielzeug und brauchen Abwechslung.“ Daran lässt Kraml es nicht mangeln. Riesiges Vergnügen bereiten ihm die staunenden Blicke seiner Mitbürger, wenn er auf einem seiner Jeep-Ausflüge mit Bär auf dem Beifahrersitz bei „MacDrive“ vorfährt und bärische Leckerbissen einkauft.
Dieter Kramls Bären können Kühlschranktüren öffnen, Tennisschläger sportlich in die Tatzen nehmen und stehen sogar im Tor und fangen Bälle. Einst mit Olli Kahn und vorerst nur mit ihrem „Bärenpapa“ Kraml. In der letzten Zeit hatten sie fleißig für entsprechende Werbespots zur Fußball-WM geübt, die allerdings wegen des Todes von Bruno abgesagt wurden. „Verständlich angesichts der allgemeinen großen Trauer um Bruno“, sagt Kraml, „und wir trauern ja auch mit.“
Bruno, der Bär, starb in den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2006. Zwei Wochen dauerten die Versuche, das aus Norditalien eingewanderte Tier zu fangen. Kaum war Bruno zum Abschuss freigegeben, lief er den Bärentötern in der Nähe des Schliersees vor die Flinte. Statt tödlicher Kugeln hätte es ein Betäubungsmittel auch getan, so die Meinung vieler. Juristisch gesehen sei außerdem zu früh, vor Inkrafttreten der Abschussgenehmigung, geschossen worden.
165 Anzeigen gegen Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf, dessen Mitarbeiter und die anonymen Bärentöter gingen bei der Staatsanwaltschaft München ein. Ein Ermittlungsverfahren wurde nicht eröffnet. Dagegen wurde wiederum eine Reihe von Beschwerden eingereicht.
Diese sollen „in den nächsten Tagen“ an den Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht München weitergeleitet werden, heißt es in den heutigen Tageszeitungen.
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