Er noch mal...
Weil er mich letztes Jahr bei einer Lesung menschlich beeindruckte und seine Sorge bezüglich Gelbsucht-Behandlung ansprach.
Jetzt ist es soweit. Ich hab's gestern bei Spiegel-online gelesen, wo er jetzt eine tagebuch-ähnliche Kolumne schreibt.
Obwohl Link-Hasser, werde ich die Verbindung dorthin später mal reinzusetzen versuchen - vor allem auch für mich selbst, um ab und schnell bei ihm reingucken zu können.
In meinem Un-Art-Blog (Archiv Juni 2006) habe ich ihm ein Zitat von Franz Kafka zugewiesen.
Rückblick:
Jörg Böckem wirkt jung für sein Alter. Im Januar 2006 wird er 40 Jahre alt. Er freue sich sogar darauf, sagt er. Der neue Altersabschnitt entspreche seiner Entwicklung und heutigen Lebenseinstellung. Vor zehn Jahren war das anders. Kurz vor dem 30. Geburtstag holt er sich aus Sorge vor einem langweiligen Leben in aufgedrückten Strukturen mit einem Schuss Heroin den Kick, der ihm das Lebensgefühl der Jugend zurückbringen soll. Nach mehreren Therapien und fünf Jahren ohne Drogen wird er rückfällig.
Von diesem Moment, den Folgen und Auswirkungen auf sein Leben handelt eines der Kapitel seines Buchs „Lass mich die Nacht überleben“, aus dem er vorliest. Er wirkt scheu und hat einen Sprachfehler – das „sch“ will ihm nicht gelingen. Darüber liest er hinweg, so dass man es nach wenigen Sätzen nicht mehr wahrnimmt. Er liest schnell und wie gehetzt. Vielleicht ist es nur Einbildung, weil es zu der Geschichte passt, die zügig vorantreibt.
Jeder Abschnitt packt und fesselt. Beeindruckend ist die Nüchternheit der Sprache, die seine Jahre im Rausch schildert. Ausdrucksstark und fließend – auf den Punkt gebracht, wie es seiner Arbeitsweise als Journalist entspricht. Er bietet Einblick in die Abgründe einer Drogenkarriere, die im Alter zwischen 14 und 16 Jahren mit den ersten Joints beginnt. Mit 18 spritzt er Heroin und Kokain, fühlt sich seelenverwandt mit rauschgiftsüchtigen Größen der Musik wie Iggy Pop und David Bowie. Da ahnt er noch nicht, dass er Iggy Pop nach dessen gelungenem Absprung aus der Sucht auf einem der eigenen Höhepunkte seiner Drogenkarriere innerlich wie ein Häufchen Elend gegenübersitzen und interviewen wird.
Seit 2001 ist er „clean“ und will es bleiben. Seine jetzige Lebensstruktur stimmt ihn zuversichtlich.
Einer bevorstehenden, einjährigen Hepatitis C-Therapie sieht nicht ohne Bangen entgegen. Er weiß um die Nebenwirkungen und was sie anrichten können. Hoffnung schöpft er aus dem, was hinter ihm liegt. „Wer das durchgestanden hat, schafft auch noch diese Therapie“, sagt er.
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